Das Umgebindehaus in der Oberlausitz

Das Umgebindehaus ist eine Besonderheit von europäischem Rang: Es ist ein „Haus im Haus“. Die markante Blockstube im Erdgeschoss steht als selbstständig abgezimmerter Kasten im Gebäude.  Dach und Fachwerkwände ruhen auf Ständern bzw. Säulen, die außen vor der Blockstubenwand stehen, die Stube quasi „umbinden“. So entstand auch das etwas sperrige Wort „Umgebindehaus“. Das entscheidende Merkmal dieses Haustyps ist: Die eingerückten Stubenwände und der restliche Hauskörper haben keine konstruktive Verbindung.  Damit wird das unterschiedliche Schwund- und Setzverhalten von Block- und Fachwerkbau auf einfache und zugleich geniale Weise ausgeglichen.

Das Umgebindehaus ist weiter verbreitet als man denkt: Die Bauweise hat sich bereits im ausgehenden Mittelalter entwickelt und fand ihre Hauptverbreitung vom östlichen Thüringen über Vogtland, Sächsische Schweiz, Oberlausitz und Böhmen bis nach Schlesien und in das Karpatenvorland.

Jedoch gelangte die Bauweise nur in der Oberlausitz und im benachbarten Nordböhmen zu einer reichen Blüte und großer Verbreitung.

Das Umgebindehaus ist ein Haus für Alle: Es war nicht nur das Haus des Webers, sondern auch das des Bauern, des Handwerkers, des Ortsrichters. Selbst Schulen und Gasthäuser waren selbstverständlich Umgebindehäuser. Diese Nutzungsvielfalt erhielt sich bis heute: Das Umgebindehaus ist Wohnhaus, Ferienhaus, Laden, Schauwerkstatt, Restaurant, Beherbergung, Büro…  die Möglichkeiten sind scheinbar unerschöpflich. Und mit der Blockstube hat jede Nutzung einen besonderen Rahmen und bekommt dadurch eine besondere Ausstrahlung.

Das Umgebindehaus ist ein Haus für die Seele: Die Gemütlichkeit der im Winter warmen und im Sommer angenehm kühlen Blockstube ist sprichwörtlich. Als wichtigster Wohnraum ist sie das Herz des Hauses. Hier ist der Ort für Begegnung, für gemeinsames Essen, für Gespräche.

Die Blockstube ist ein Heimat-Ort.

Das Umgebindehaus wirkt identitätsstiftend und verbindend: Im Dreiländereck Deutschland- Tschechien- Polen erhielten sich bis heute malerische umgebindereiche Dörfer. Für Menschen dreier Nationen ist das Haus Teil ihrer Heimat und ihres Kulturerbes.

Für die Menschen hier wird das Umgebindehaus immer mehr Teil ihrer Identität. Und für Touristen und Gäste wird das Haus mehr und mehr zur nachgefragten Marke.

Das Dreiländereck ist zum Umgebindeland geworden, zum Land der Umgebindehäuser.

Umgebindehäuser in der Mitte Europas

Fotos: Wieland Menzel

Umgebindehaus in Dittelsdorf, Neue Gasse 11

Fotos: Wieland Menzel